Cosy Crime aus Hessen
- Cornelia Härtl
- vor 2 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Wie die Sterzbachstadt zu ihren Krimis kam

Am Vierröhrenbrunnen in Langen fing alles an
Sommer 2015. Mein Mann und ich sitzen entspannt vor einem Restaurant am Vierröhrenbrunnen. Irgendwann fällt zwischen Pasta und Vino von mir der Satz „Hier könnte man auch mal einen Mord geschehen lassen.“ Mein Mann nimmt sofort den Faden auf, wir spinnen die Idee weiter. Was wäre wenn, … und auch ein Zeitpunkt steht schnell fest: Direkt nach dem Ebbelwoifest sollte das Verbrechen geschehen. Ruckzuck ist das Notizheft – ich gehe selten ohne aus dem Haus - vollgekritzelt. So fängt alles an.
Der Tote am Vierröhrenbrunnen
Sofort zu Beginn stand also fest, dass es einen Toten am Vierröhrenbrunnen geben würde. Und das war der Arbeitstitel, unter dem ich den Entwurf schrieb. Es sollte kein Ortsansässiger sterben. Das habe ich übrigens in allen drei bisherigen Bänden so gehalten! Jemand von außerhalb also. Viel wichtiger als das Opfer war aber zunächst die Hauptfigur. Petra Koslowski, der Name fiel mir spontan ein, eine Reporterin, die für die fiktive Langener Morgenpost schrieb. Um sie herum spann ich dann das ganze Krimi-Universum. Ein hessisches Original wie Karl Nappes musste rein und mit ihm sein Hund Lumpi, eine liebenswerte Promenadenmischung auf kurzen krummen Beinen. Karls Nachbarin, Petras Großmutter, die hellsichtige „Kristallkugel-Hanna“. Und Petras beste Freundin Karina, die in der Stadtverwaltung arbeitet und gelegentlich ein Wort fallen lässt, dass die umtriebige Journalistin auffängt. Je mehr ich in die Geschichte eintauchte, desto mehr Figuren drängelten sich in meiner Fantasie und wollten mitspielen. Genau dort kommen sie her, denn ich nehme niemals real existierende Personen als Vorlage! Im Gegensatz zu den Schauplätzen, die sind, bis auf wenige Ausnahmen, alle echt.
Erfolgreiche Cosy Crime Reihe aus Hessen
Es war, man mag es heute nicht mehr glauben, eher Zufall, dass „Der Tote am Vierröhrenbrunnen“ kurz vor Weihnachten 2016 in die Buchhandlungen kam. Und sofort setzte ein regelrechter Run auf das Buch ein. BoD (Books on Demand) ist ein Print on Demand-Unternehmen. Das heißt, ein Titel wird erst gedruckt, wenn er bestellt wird. Es gibt keine Lagerhaltung, allerdings legen sich die Grossisten wie Libri einige Exemplare auf Lager, wenn etwas gut läuft. Erst einmal war es aber so, dass man bei BoD nicht mehr mit dem Drucken nachkam und es lange Wartelisten gab. Die ersten beiden Lesungen waren komplett ausverkauft. Und ich wusste buchstäblich nicht, wie mir geschah.

Tod im Krötsee - der zweite Wohlfühlkrimi aus Langen
Langen ist eine sehr familiäre Stadt, so mein Eindruck. Daher war es nicht verwunderlich, dass ich häufig auf einen geplanten zweiten Band angesprochen wurde. Eigentlich hatte ich das nicht vor, aber dann geriet meine Fantasie in Wallung. Neue Charaktere, wie die lebenslustige Brunhilde Siebenhühner mit ihrer arroganten Pudeldame Esmeralda, der weltbekannte Musiker Winni Krekel, dessen musikalische Wiege in langen liegt, die in Egelsbach werkelnde Kiki Lauterbach, eine Bildhauerin, die aus Schrott riesige Kunstwerke (die Meinungen gehen da allerdings auseinander) gestaltet tauchten auf. Der Fall um einen Toten im zugefrorenen Krötsee spielt rund um Weihnachten und auch hier darf nicht nur gerätselt, sondern gleichzeitig geschmunzelt werden. Ebenso beim dritte Teil, „Tod im Mühltal“, der im Oktober 2024 erschien und der wieder fast ausschließlich in der Sterzbachstadt und der näheren Umgebung spielt.
Recherchen vor Ort - Unterwegs in Langen
Auch wenn ich in Langen lebe, recherchieren musste ich dennoch vieles. Das funktioniert meist so, dass ich mir einen Schauplatz aussuche und ihn dann aufsuche. Mit Kamera, Diktiergerät und Notizblock. Darüber hinaus habe ich stets Unterstützung von fach- und sachkundigen Personen erhalten. In jedem Buch stehen die entsprechenden Danksagungen drin. Denn ohne diese Hilfe hätte ich vielen Dingen nicht auf den Grund gehen können.
Künstlerische Freiheit und das Pseudonym Carla Wolf
Dennoch kommt man als Autorin nicht immer drumherum, die Wirklichkeit ein bisschen zurechtzubiegen. Dies im Sinne der Geschichte. Beispielsweise habe ich der Stadt Langen in meinen Büchern nicht nur ein Nobelhotel, den Sterzbacher Hof, spendiert, sondern auch eine eigene Tageszeitung, die Langener Morgenpost. Beides, wie einige andere Sachen, sind fiktiv.
Auch der Autorinnename Carla Wolf ist nicht mein eigener, ich habe ihn mir ausgedacht. Eigentlich wollte ich mich Cora Wolf nennen. Cora als Abkürzung meines Namens, Wolf ist der erste Vorname meines Mannes. Doch zum damaligen Zeitpunkt gab es in den USA eine Autorin dieses Namens. Da habe ich mir dann einen ähnlich klingenden Vornamen, nämlich Carla, genommen. Warum überhaupt ein Pseudonym?, werden Sie vielleicht fragen. Die Sache ist die: Unter meinem Klarnamen hatte ich damals die Romane um die Sozialarbeiterin Lena Borowski, die beim Jugendamt des Landkreises arbeitet, veröffentlicht. Darin spielen ebenfalls einige Szenen in Langen. Aber - es sind Spannungsromane, die die dunklen Seiten unserer Gesellschaft beleuchten. Carla Wolf hingegen steht für Cosy Crime, für heitere Krimis.
Dieser Text wurde in der 99. Ausgabe des Magazins ZEITLOS bereits einmal veröffentlicht und für die Webseite leicht überarbeitet